Birgit Seymann – Der Kaki Baum als Symbol einer weltweiten Friedensbewegung – 9. August. 2023

Rede anlässlich des Gedenkens an die Atombombenabwürfe über Hiroshima und Nagasaki am 6. und 9. August 1945

von Birgit Seymann (Verein Erinnern Villach)

Vor einem Monat pflanzten wir in Villach den ersten Kaki Baum in Österreich als starkes Zeichen des Friedens, der Hoffnung auf eine friedliche Zukunft und gegen Kriege und Gewalt und gegen Atombomben. Heute sind wir hier, um der Atombombenabwürfe 1945 in Hiroshima und Nagasaki zu gedenken. Denn spätestens seit diesen Gräueltaten ist die Angst vor einem Atomkrieg omnipräsent und das Handeln der Machthabenden macht alles andere, nur nicht Mut. 

Und dass die USA und Russland die letzten Verträge zur Rüstungsbeschränkung auslaufen haben lassen und keine einzige Atommacht und auch kein NATO-Mitglied den  Atomwaffenverbotsvertrag unterzeichnet hat, ist  für uns den Frieden und das Leben liebende  Menschen in keinster Weise nachvollziehbar. Zudem droht Russland, das einen Angriffskrieg gegen die Ukraine führt, mit der Atombombe und gefährdet die Sicherheit des Atomkraftwerks Saporischschja.

Da stellt sich für mich die Frage:

Was macht die Staatengemeinschaft, um Friedensverhandlungen zwischen Ukraine und Russland zu unterstützen? Bei der vergangenen Friedenskonferenz in Saudiarabien nahmen 40 Staaten teil und war Russland nicht eingeladen worden.

Ich dachte bei Friedensverhandlungen gehören beide Konfliktpartner an einen Tisch?

Brasilien forderte in einer Stellungnahme, dass „echte Verhandlungen alle Parteien einschließen“ müssten. „Auch wenn die Ukraine das größte Opfer ist, müssen wir, wenn wir wirklich Frieden wollen, Moskau auf irgendeine Weise in diesen Prozess einbeziehen“, hieß es in einem Redetext des brasilianischen Delegationsleiters Celso Amorim, den die Agentur AFP zitiert. (Zitat aus der FAZ)

Also doch…

Wenn ich weiter überlege, frage ich mich, was wäre anders gekommen, wäre schon viel früher verhandelt worden, vor dem Krieg, als noch etwas verhandelbar war?

 Ist das unrealistisch?

In ihrer Erzählung „Kassandra” lässt Christa Wolf die trojanische Seherin Kassandra fragen: „Wann der Krieg beginnt, wissen wir, aber wann beginnt der Vorkrieg?“ Ist der Vorkrieg nicht etwa die Summe all der nicht geführten, bzw. gescheiterten Verhandlungen und Kommunikationsverweigerungen? Wäre meine Hypothese….

Kriege und die totale Zerstörung sind die höchste Eskalationsstufe bei Konflikten. Stufe 9 – Gemeinsam in den Abgrund. Ab hier kalkuliert man die eigene Vernichtung mit ein, um den Gegner zu besiegen.

Wer kann das wirklich wollen?

Nun noch ein paar Fakten und Zahlen

„Es sind weltweit mindestens 60–65 Millionen Menschen nach Ende des Zweiten Weltkrieges durch Kriege gestorben. Im 20. Jahrhundert starben circa 100–185 Millionen Menschen durch Kriege [https://de.m.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Kriegen]

Zurzeit sind, neben dem wohl größten zerstörerischen Krieg zwischen der Ukraine und Russland, weitere 26 bewaffnete Kriege zu verzeichnen und lässt uns taumeln, zumal uns die waffenproduzierenden Staaten wieder einmal vor Augen führen, wie sie aus Eisen Gold machen – man brauch sich nur die Börsenkurse ansehen, um abzulesen, wie ihre exponentiellen Umsatz- und Profitsteigerungen ausfallen. ( Friedensbotschaft Lojze Wieser)

Insgesamt zählte das UNHCR zum Ende des Jahres 2022 ca. 108,4 Millionen Menschen, die aus ihrer Heimat gewaltsam vertrieben wurden, davon waren 62,5 Millionen Binnenflüchtlinge. Die Zahl der Flüchtlinge, die zur Flucht ihr Heimatland verlassen mussten, beziffert das UNHCR auf etwa 35,3 Millionen. (statista)

Zu Beginn des Jahres 2022 haben sich die rund 12.500 weltweit vorhandenen Atomwaffen auf neun Staaten verteilt. Die beiden militärischen Supermächte, Russland und die USA, verfügen dabei über die mit Abstand größten nuklearen Arsenale: Russland über rund 5.889 Atomsprengköpfe, die USA über 5.244 nukleare Sprengköpfe. (https://de.statista.com/statistik/daten/studie/36401/umfrage/anzahl-der-atomsprengkoepfe-weltweit/

Wie durch ein Wunder hat ein Kakibaum in Nagasaki den Atombombenabwurf im Jahre 1945 überlebt. Obwohl er schwer geschädigt war, gelang es, den Baum wieder dazu zu bringen, Früchte zu tragen. Aus den Sämlingen dieser Früchte wurden neue Setzlinge gezogen und Abkömmlinge des Originalbaums als Friedenssymbole auf der ganzen Welt verbreitet. Dass der Kakibaum aus Nagasaki Abkömmlinge auf der ganzen Welt hat, macht Hoffnung, ebenso die vielen Menschen, die sich Friedensbewegungen anschließen, friedlichen Widerstand ausüben und den Mut haben gegen Ungerechtigkeiten aufzutreten. Sowie ein klares Nein zu Atombomben zu sagen