
- geboren am 15. Jänner 1921 in Kratschach/Hrašče
- gestorben am 13. September 1941 im „Gaukrankenhaus Klagenfurt“
- zuletzt wohnhaft in Maria Gail/Marija na Zilji bei Villach
Franz Melcher, von Beruf Schneidergehilfe, gehörte zur „Maria Gailer Widerstandsgruppe“, die im Juni 1940 aufflog. Am 24. Juni 1940 wurde er zusammen mit Martin Tschemernjak aus Villach-Perau und Konrad Lipusch aus Klein-Sattel wegen Sprengstoffbesitzes verhaftet und in der Folge wegen Hochverrates angeklagt. Die Verhandlung fand vom 17. bis 25. Juli 1941 im Reichsgericht in Klagenfurt statt. Sechs Mitglieder der Widerstandsgruppe wurden zum Tode verurteilt und am 24. November 1941 in Brandenburg enthauptet. Bei Franz Melcher wurde sein jugendliches Alter als mildernder Umstand berücksichtigt und so wird er am 25. Juli 1941 zu einer sechsjährigen Zuchthausstrafe verurteilt. Am 13. September 1941 verstarb er jedoch unter eigenartigen Umständen, angeblich an „Blinddarmdurchbruch“, im Gaukrankenhaus Klagenfurt. Laut Aussagen von Verwandten wollte Franz Lamprecht aus Maria Gail dem keinen Glauben schenken. Er ließ vor dem Begräbnis den Sarg Melchers öffnen: der Tote hatte „kein Gesicht“, es war zerschlagen worden. Fünf Wochen vorher hatte er in einem Brief an seine Eltern geschrieben, dass die Gesundheit das einzige sei, das er besitze.
Letzter Brief von Franz Melcher aus Maria Gail an seine Familie aus dem Klagenfurter Gefängnis an seine Eltern.
Klagenfurt, den 3. August 1941
Liebe Eltern!
Vorerst die besten und herzlichsten Grüße an Euch alle in der Familie. Müßt mir entschuldigen, daß ich Euch so lange kein Lebenszeichen gab. Es war mir nicht möglich, auch war ich in einer solchen Gemütsverfassung, daß ich einen Brief zusammenzusetzen nicht in der Lage war. Jetzt geht es wieder so halbwegs, hab mich bereits etwas beruhigt und mich mit meinem Schicksal abgefunden. Bevor Ihr wisset, welche Strafe ich erhalten und wann ich wieder in die Freiheit komme, so muß ich Euch das eine vorher sagen, erschreckt Euch nicht, denn das Urteil war hart u. schwer. 6 Jahre Zuchthaus ist bestimmt keine Kleinigkeit, es ist einfach zu viel, kann es garnicht richtig fassen was 6 Jahre Gefangensein heißt, hab in diesem Jahr schon genug durchgemacht und zu meinen Schrecken sollten noch 6 ähnliche folgen. Was dies heißt u. was es für mich bedeutet könnt Euch dann vorstellen, das meine Zukunft nicht die rosigste ist. Ihr sollt Euch keine unnötigen Sorgen machen, es wird schon gehen, ich werde es schon aushalten, es ist zwar ein hartes Los und ein schwerer Schicksalsschlag, der mich getroffen hat, aber der Drang für die Freiheit ist größer und die will ich wiedererlangen. Darum werde ich den Kampf aufnehmen und mein trauriges Los tragen, so gut ich es eben vermag.
Nun meine Lieben. wie geht es Euch allen? Hoffentlich sind alle gesund und wohlauf? Ich bin es soweit noch immer, kann es mit Stolz tragen, denn es ist das einzige was ich besitze. Also was gibt es zu Hause und in Maria Gail neues? Wie steht es mit den Obstbäumen und mit den Weintrauben, ist wohl etwas zu erwarten oder nichts. Na kurzum berichtet mir wie es ist u. was es draußen sonst neues gibt.
Hoffe dass ich bald eine Antwort erhalte, denn ich weiß nicht wie lang ich noch in Klagenfurt bleibe.
Recht herzliche Grüße und eine bessere und glücklichere Zukunft als die meine wünscht Euch allen in der Familie
Euer dankschuldigster Franz
Grüßt mir noch einmal meine Freunde und Bekannten aus der Heimat.
Quellen:
August Walzl: Gegen den Nationalsozialismus, Klagenfurt 1994. S.74.
Andrea Lauritsch: Der vergessene Widerstand, in: Alpe adria 5/94, S. 22.
Mirko Hofer: Maria Gail -Aus der Geschichte der ehemaligen Landgemeinde, Villach 1999, S. 299.