Čemernjak/Tschemernjak Martin

  • geboren am 29. Oktober 1890 in Duel/Dole, Gottestal/Skočidol, Gemeinde Wernberg bei Villach
  • hingerichtet am 4. November 1941 im Zuchthaus Brandenburg-Görden
  • zuletzt wohnhaft in Villach/Beljak, Perau/Perava

Der Zimmermann Martin Čemernjak wurde am 29. Oktober 1890 in Gottestal, Gemeinde Wernberg bei Villach, geboren. Sein Vater war Zimmermeister; in der Familie wurde Slowenisch gesprochen. Nach dem Besuch der Volksschule erlernte Martin das Zimmererhandwerk und arbeitete danach bei mehreren Unternehmern in der Stadt Villach. Im April 1915 wurde der junge Arbeiter zum 7. Infanterieregiment in Klagenfurt eingezogen. Nach der Grundausbildung wurde er zunächst an die galizische und später an die italienische Front geordert. Er überlebte alle Gefechte und geriet kurz vor Ende des Ersten Weltkrieges in italienische Kriegsgefangenschaft, aus der er erst im Jahre 1920 nach Hause zurückkehren durfte.

Martin Čemernjak arbeitete danach in seinem Beruf und heiratete 1928. Er bezog eine Wohnung in Villach-Perau und wurde Vater von vier Kindern. Mehrere kleinere Strafen, die ihm allerdings erlassen wurden, zeugen von der schwierigen sozialen Situation in den 20er Jahren. Für ihn als Arbeiter war die Mitgliedschaft zur Sozialdemokratischen Partei in Villach selbstverständlich. Nach dem Bürgerkrieg 1934 trat Čemernjak der Vaterländischen Front bei und lehnte die Nationalsozialisten entschieden ab. Seine Grundhaltung wurzelte weiterhin in der marxistischen Ideologie. Auch nach der Annexion Österreichs durch das Deutsche Reich verhielt er sich dem Nationalsozialismus gegenüber ablehnend und unterhielt Verbindungen zu den in seiner Gegend wohnenden Slowenen. Er wurde 1939 Mitglied der sehr aktiven, zwölf Personen umfassenden Widerstandsgruppe in Maria Gail.

Vorbereitung von Sprengstoffanschlägen und Verbreitung von Informationsmaterial zählten zu den wesentlichen Aufgaben dieser Gruppe. Martin Čemernjak wurde am 20. Juni 1940 verhaftet. Die Anklage lautete auf Hochverrat. Die Verhandlung fand vom 17. bis 25. Juli 1941 im Reichskriegsgericht in Klagenfurt statt. Er und fünf weitere Personen – Engelbert Glitzner aus Judenburg, Franz Ivancic aus Judenburg, Anton Ivancic aus Jesenice, Konrad Lipusch aus Klein-Sattel und Franz Kness aus Prossowitsch bei Maria Gail – wurden am 25. Juli 1941 zum Tode verurteilt. Im September 1941 wurde Martin Čemernjak mit den anderen Verurteilten von Klagenfurt nach Berlin-Brandenburg überstellt und dort am 4. November 1941 enthauptet. Im Jahre 1949 wurde ein Antrag der KPÖ Villach für eine Gedenktafel für Martin Čemernjak im Villacher Gemeinderat mehrheitlich abgelehnt.

Abschiedsbrief von Martin Čemernjak an seine Frau

Liebe Anni,
Vor allem grüße ich Euch recht herzlich. Gerade Deinen Brief erhalten und zugleich die Mitteilung von der Urteilsvollstreckung.

Liebe Anni und Martin, wie auch Alma, ich kann mir nicht vorstellen, daß jetzt bei mir die letzte Stunde sein soll, daß ich mit Euch kein Wort mehr sprechen, Euch nicht mehr sehen kann. So gerne hätte ich die letzte Nacht mit Euch verbracht, aber leider, das Glück ist mir nicht gegeben, das Schicksal hat uns auseinander gerissen. Liebe Anni und Martin! Ich bitte Euch nochmals, versprecht mir das, um was ich Euch bitte, schaut auf die Mutter und helft ihr die Sorgen zu tragen, damit nicht alles auf sie kommt, dann wird die Mutter auch auf Euch nicht vergessen. Sie war ja so gut und hat für Euch gesorgt und hat sich um Euch bemüht, als ich noch daheim war. Also ich schließe mein Schreiben mit weinenden Augen, mir geht es nicht ein, daß es jetzt die letzte Stunde sein soll. Es grüßt Euch nochmals mit vielen Grüßen und nicht genug Küssen

Euer Vater

Vergeßt mich nicht und denkt ich bin bei Resi und Schwiegervater. Gute Nacht und lebet wohl!

Quellen und weiterführende Literatur:
Feldurteil des Reichskriegsgerichtes, 3. Senat, in der Sitzung vom 25.7.1941 in Klagenfurt auf Grund der Hauptverhandlung vom 17. – 25.7.1941.
August Walzl, Gegen den Nationalsozialismus, Klagenfurt 1994, S. 74.
Mirko Hofer: Maria Gail, Aus der Geschichte der einstigen Landgemeinde, Villach 1999, S.399.
Antrag der KPÖ an die Stadtgemeinde Villach.
Volkswille, 17.11.1945.