Sinti und Roma

Die Verfolgung der österreichischen Sinti und Roma begann nicht erst im Nationalsozialismus, erreichte aber in dieser Zeit ihren Höhepunkt. Unter der rassistischen Bezeichnung „Zigeuner“ waren Angehörige dieser Volksgruppen hierzulande spätestens seit dem 18. Jahrhundert zahlreichen Diskriminierungen und Schikanen ausgesetzt.

Im Jahre 1938 lebten, vorwiegend in den äußeren Stadtgebieten von Villach, St. Martin, Obere und Untere Fellach sowie in Seebach-, zahlreiche Sinti- Familien. Noch heute erinnern sich viele Villacherinnen und Villacher sehr lebhaft daran. Die häufigsten Namen in dieser Volksgruppe waren Seger, Taubmann, Herzenberger, Blach, Lichtenberger und Held. An die 100 Personen dieser Volksgruppe aus dem Villacher Bezirk wurden ab 1938 verhaftet, in diverse Lager deportiert, und ermordet. Nur wenige überlebten die nationalsozialistische Schreckensherrschaft. 

Im April 1941 wurden 50 Kärntner Sinti, darunter viele Villacher, von der Kriminalpolizei verhaftet, an die Kripo Linz in Oberösterreich übergeben und von dieser in das Zigeuneranhaltelager Weyer/Gemeinde St. Pantaleon eingeliefert. Nach Auflösung des Lagers im November 1941 deportierte man alle 301 Häftlinge nach Polen in das Ghetto von Lodz.

Im Oktober 1941 wurden 65 Personen, fast durchwegs Sinti aus dem Stadtteil Seebach, von der Villacher Kripo verhaftet und am 31. Oktober 1941 in das Lager Lackenbach eingeliefert. Sie erhielten dort die Lagernummern 2453 bis 2517.  Am 18. November 1941 sind von der Kripo Klagenfurt 14 „Zigeuner“ in das Lager Lackenbach überstellt worden. Sie erhielten die Lagernummern 2857 bis 2870. Aber auch in den Seitentälern Kärntens sind immer wieder „fahrende Zigeuner“ aufgegriffen und deportiert worden. Die Deportationen der Kärntner „Zigeuner“ wurden mit großer Hartherzigkeit ausgeführt, das bestätigen Augenzeugenaussagen.

Über das weitere Schicksal der Kärntner Sinti ist wenig bekannt. Es gibt keine Forschungsarbeit zu diesem Thema. Kein Ereignis in der Kärntner Landesgeschichte ist mit einem derartigen Schweigetabu belegt worden, wie die Deportation und Ermordung der Kärntner Sinti. Am 4. Nov. 1941 und am 7. Nov. 1941 sind vom Lager Lackenbach insgesamt 2000 Personen in das Ghetto von Lodz nach Polen deportiert worden. Dort wurde für die Sinti und Roma im schon vorhandenen Ghetto für Jüdinnen und Juden ein „Zigeunerghetto“ errichtet. Im Jänner 1942 wurde dieses aufgelöst und die Personen, die das Ghetto bis dahin überlebten, wurden in das Vernichtungslager Chelmo deportiert und dort vergast. Leider gibt es von diesen Transporten keine Namenslisten. Es besteht die Vermutung, dass der Großteil der Villacher Sinti darunter war. 

Auch im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau entsteht Anfang 1943 ein separater Lagerbereich für „Zigeunerfamilien“. Die Opferdateien des Lagers dokumentieren, dass auch hier einige Kärntner Sinti und Roma inhaftiert und grossteils ermordet wurden.