Pöck Johann

  • geboren am 6. April 1913 in Altfinkenstein/Strari grad.
  • am 24. Dezember 1943 ins KZ Dachau deportiert und dort am 26. April 1944 gestorben
  • zuletzt wohnhaft in Altfinkenstein/Strari grad 10, Greuth/Rute.

„Johann Pöck, geb. 1913, war der Onkel meiner Großmutter, Rosalia Wutti, die mir einiges über ihn erzählt hat. Zuhause wurde er Hani genannt und meine Großmutter erinnert sich an ihn als frohen und gutherzigen Mann, der gerne arbeitete. In jungen Jahren absolvierte er auf einem großen Bauernhof in Deutschland ein Praktikum. Meine Großmutter erzählte, dass er sich, als er nach Hause gekommen war, eine Mähmaschine, die von Pferden gezogen wurde, gekauft hatte. Johann war das jüngste von sechs Kindern; er hatte noch drei ältere Schwestern, Ludmilla, Roza und Serafina. Hanis älterer Bruder Franz musste während des zweiten Weltkrieges einige Zeit an der Front kämpfen. Johann dagegen wurde davon befreit, da es zuhause einen Bauernhof zu bewirtschaften gab. Auf die Frage, was meine Großmutter und ihr Onkel häufig gemeinsam taten, antwortete sie mir, dass sie sich noch besonders an das gemeinsame Rechen der Wiesen erinnert, wobei Hani immer guter Laune war und sich nie über die Arbeit beklagt hatte. Meine Großmutter erzählte mir auch noch von einem Erlebnis, das sie sehr schockiert hatte. Als Franz von der Front zurückkehrte, entschloss er sich, sich den Partisanen anzuschließen. Aus diesem Grund hatte er sich lange Zeit in der »parna« (das ist eine Art Lagerstätte für Heu und Getreide) versteckt. Die Polizei hat ihn natürlich gesucht. Eines Tages, als meine Großmutter beim Hani zu Besuch war, trug er einen Korb voller Lebensmittel zu Franz. In diesem Augenblick erblickte meine Großmutter einen Polizisten, der in die andere Richtung schaute. Sie fürchtete, dass sich der Polizist jeden Moment umdrehen und Hani mit dem Korb erblicken könnte. Sie wollte Hani noch warnen, doch dieser hatte bereits das Haus verlassen. Alles war Gott sei Dank gut ausgegangen, doch es wäre trotzdem besser gewesen, wenn er statt des Korbes einen Kübel genommen hätte und durch den Stall gegangen wäre. Eines Tages kurz vor Weihnachten 1943 kamen einige Männer zum Mikulahof und baten auf slowenisch um ein wenig Nahrung für die Partisanen. Sie sagten auch, dass der Franz sie schicke. Sie glaubten ihnen und gaben ihnen zu essen. Dabei merkten sie nicht, dass es in Wirklichkeit die Gestapo war. Während des Krieges musste jedes Haus der Polizei melden, wenn sie den Partisanen Essen gaben. Da Neža, Alojzija und Hani das aber nicht taten, wurden sie am 24. Dezember 1943 verhaftet. Hani wurde in das KZ Dachau deportiert. Meine Urgroßmutter, Ludmilla Oschgan, wollte ihren Bruder Hani im KZ besuchen und schrieb deshalb einen Brief an Göring, in welchem sie diesen um Erlaubnis bat, ihren Bruder besuchen zu dürfen. Sie bekam die Erlaubnis und fuhr mit dem Zug nach Dachau. Meiner Großmutter erzählte sie, dass sie nur Stacheldraht gesehen habe. Nach einiger Zeit brachten zwei SS-Soldaten Johann auf einer Bahre zu ihr. Als meine Großmutter ihren Bruder erblickte, fragte sie ihn voller Entsetzen: »Hani, jo wie schaust’n du denn aus?« Und er antwortete ihr: »Wenn man jeden Tog a poor Stunden hin und her gejogt werd, muaß man jo erkronken.« Die beiden SS-Soldaten standen neben ihnen, sagten aber kein Wort. Meine Großmutter war ca. 8 bis 14 Tagen vor Hanis Tod bei ihm im KZ Dachau gewesen. Johann Pöck starb am 24. April 1944 im KZ Dachau. Die Urne mit seiner Asche ist am Friedhof in Latschach beigesetzt worden, wo auch ein großer Gedenkstein an die schrecklichen Verbrechen erinnert.“

Lena Wutti, BG/BRG für Slowenen

Quellen und weiterführende Literatur:
Erich Fein: Die Steine reden, Wien 1975, S. 132.
Gespräch Hans Haiders mit Anton Uršič am 30. 07. 1999.
Archiv der KZ-Gedenkstätte Dachau.
Erzählte Geschichte Bd.4: Die Kärntner Slowenen S. 412.
Borut Marjan Sturm: Den Gefallenen für die Freiheit, Klagenfurt 1987, S. 107ff. Grabstein auf dem Friedhof in Latschach/Loče.
Gespräch Hans Haiders mit Maria Piovesan, Tochter von Rosalia Tarman geborene Pöck, am 25. 01. 2000.
Fragebogen für politische Häftlinge, Kreis Villach.