- geboren am 8. März 1922 in Velden am Wörthersee
- deportiert am 30. Oktober 1941 in das KZ-Lackenbach
- zuletzt wohnhaft in Seebach 4 bei Villach
Eine in der NS-Zeit verbotene Liebe zu einem Mann und letztlich die Liebe zu ihren beiden Töchtern führten zur Ermordung der in Villach wohnhaften Mathilde Pachernik. Die in Velden am 8. März 1922 geborene junge Frau lebte mit dem um sieben Jahre älteren Villacher Sinto und Musiker Karl Taubmann im Villacher Stadtteil Seebach. Obwohl ab 1938 der „Geschlechtsverkehr zwischen Zigeunern und Deutschblütigen (…) als ein Verbrechen der Rassenschande“ galt und eine Eheschließung verunmöglichte, hielt das Paar an seiner Liebe fest. Am 20. Februar 1940 wurde Tochter Melitta geboren, am 7. September 1941 folgte Tochter Isabella. Zu diesem Zeitpunkt war die Situation für die Familie und die schwangere 19-jährige Mathilde bereits hochdramatisch: Im April 1941 war es seitens der Kärntner Kriminalpolizei zu einer ersten großen Verhaftungs- und Deportationswelle gegenüber Kärntner Sintifamilien gekommen. Ende Oktober 1941 kam zu einer neuerlichen „Zigeuneraktion“: Um vier Uhr morgens verhaftete die Kripo Villach insgesamt 65 Villacher Sinti, darunter Karl Taubmann, die zweijährige Melitta und den Säugling Isabella, die als „Zigeunermischlinge“ galten. Zu einer Verhaftung der als „Arierin“ geltenden Mathilde Pachernik dürfte es nicht gekommen sein. Nach Aussagen ihrer Schwester Anna Volpe entschied sich diese freiwillig, ihren Kindern in die Haft zu folgen. Am 30. Oktober 1941 wurden alle Verhafteten in das „Zigeuner“-Anhaltelager Lackenbach überstellt, wo sich die Spur von Mathilde Pachernik, Karl Taubmann und den beiden Mädchen verliert. Als wahrscheinlicher Todesort der Familie ist das Ghetto Łódź (Litzmannstadt) oder das Vernichtungslager Chelmno anzunehmen.
Quellen:
Hans Haider, Die ermordeten Kinder aus Kärnten. Rede anlässlich der Ausstellungseröffnung „No Child’s Play“ am Villacher Peraugymnasium, unter: http://www.erinnern.at (Zugriff 24.06.2019).;
Hans Haider: Sinti in Villach – geächtet – verfolgt – ermordet.
Andrea Lauritsch, Mathilde Pachernik, in: Alpe Adria 5 (1994), S. 13.
Interview mit Anna Volpe (Schwester von Mathilde Pachernik).