Saringer Andreas Hans

  • geboren am 17. Dezember 1940 in Paternion
  • ermordet am 18. August 1941 in der „Kinder- und Jugendfürsorgeanstalt  Am Spiegelgrund“
  • zuletzt wohnhaft in Paternion

Der kleine Andreas wächst die ersten Lebensmonate in der Familie eines Schuhmachermeisters mit drei weiteren Geschwistern auf.

Kurz nach der Geburt wurde diagnostiziert, dass das Kind an beiden Augen an einem angeborenen Star leidet.  Die besorgten Eltern suchen mit dem Buben die Augenabteilung des Klagenfurter Gaukrankenhauses auf. Für Anfang August 1941 wird ein Termin für eine Operation vereinbart.

Inzwischen hat das staatliche Gesundheitsamt davon erfahren und der zuständige Amtsarzt meldet das Kleinkind an den Reichsausschuss in Berlin als „mongoloiden Typus mit beidseitig angeborenen Star … sonst nichts auffälliges …“

Am 17. Juli 1941 wird Andreas in die „Kinder- und Jugendfürsorgeanstalt  Am Spiegelgrund“ eingewiesen und im Pavillon 15 aufgenommen.

Am 26. Juli 1941 führt Dr. H. Gross die Aufnahmeuntersuchung des sieben Monate alten Kindes durch und hält im Protokoll fest:

„… das Kind liegt während der Untersuchung in Rückenlage. Sitzen und stehen ist unmöglich. Beim passiven Aufsitzen fällte das Kind sofort nach hinten oder nach vorne um. In Bauchlage wird der Kopf längere Zeit angehoben. Kein Zeichen für Mongolismus. Angeborener Star beidseitig. Intern und neurologisch ohne Befund“.

Am 7. August 1941 schreibt der Vater an die ärztliche Leitung:

Erlauben uns anzufragen, wie es unserem Kinde Andreas geht, ob er schon operiert wurde oder nicht? Oder was die Ärzte dazu sagen, ob eine Aussicht vorhanden ist oder nicht. Ersuche freundlich, mir diesbezüglich ein paar Zeilen zu schreiben.

Am 18. August 1941 stirbt Andreas an Lungenentzündung.

Am 25. August 1941 beantwortet Dr. Gross das Schreiben des Vaters:

„In Beantwortung Ihres Schreibens teilen wir Ihnen mit, dass Ihr Kind Andreas ganz plötzlich an einer Lungenentzündung gestorben ist. Die Beerdigung fand heute  am Wiener Zentralfriedhof statt. Wegen der Grabnummer wollen sie sich bitte an die Friedhofsverwaltung wenden.“

Quelle:
Waltraud Häupl, Die ermordeten Kinder vom Spiegelgrund, Wien 2006.

Bemerkung:
In der Wiener „Heil- und Pflegeanstalt“ Am Steinhof wurde im Jahr 1940die städtische „Kinder- und Jugendfürsorgeanstalt Am Spiegelgrund“ eingerichtet. Beinahe 800 Kinder und Jugendliche fanden in dieser Tötungsanstalt zwischen 1940 und 1945 den Tod. Viele von ihnen deswegen, weil sie dem „Reichsausschuss zur wissenschaftlichen Erfassung von erb- und anlagebedingten schweren Leiden“, der Tarnorganisation für den Mord an Kindern und Jugendlichen, gemeldet wurden und dieser sie als „lebensunwert“ einschätzte. Verschiedene Kriterien wie z. B. „Idiotie, Lähmung oder Missbildung verschiedener Art“  wurden dabei als Gründe für die Meldung der Kinder genannt. Tatsächlich war allerdings oftmals das Kriterium der späteren Arbeitsfähigkeit ausschlaggebend bei der Entscheidung über Leben und Tod.

Quelle:
Zitiert nach Wolfgang Haider im Buch: Bernhard Gitschtaler, Die Opfer des Nationalsozialismus im und aus dem Gailtal, 2015 Otto Müller Verlag Salzburg-Wien.