
- geboren am 28. Februar 1923 in Lienz
- hingerichtet am 23. Dezember 1944 in der NS Hinrichtungsstätte Landesgericht Graz
- zuletzt wohnhaft in ?
Erich Ranacher entstammte einer sozialistisch gesinnten Eisenbahnerfamilie aus Lienz. Mit 14 Jahren begann er eine Lehre als Buchdruckermaschinist in der Druckerei der Lienzer Nachrichten. Seine große Leidenschaft galt dem Skifahren. Er war ein bekannter Skirennläufer, der viel Pokale gewann. Bei den Gebietsmeisterschaften der HJ im Jahre 1939 wurde er Kärntner Jugendmeister im Abfahrtslauf. Mit 18 Jahren, nach seiner Lehre, kam er zum Reichsarbeitsdienst. Anschließend absolvierte er in Klagenfurt eine militärische Ausbildung. Er ging jedoch statt zur deutschen Armee zu den jugoslawischen Partisanen. Von einem Lager am Wocheinersee führten ihn Kampfaufträge nach Ferlach und Eisenkappel. Im Jahre 1944 schloss er sich den Treffner Partisanen an. Diese Partisanengruppe lebte in selbstgebauten Waldbunkern in der Umgebung von Villach. Ihr Aktionsradius erstreckte sich auf das Drautal bei Puch und Weißenstein und auf das Gegendtal. Aktenkundig belegt sind Aktionen in den Ortschaften Winklern, Treffen Niederdorf, Kras, Köttwein, Puch, Verditz und Arriach. Maria Peskoller, Rosa Eberhard, Valentin Clementin und Milan Jelič aus Villach sowie Maria Jennes aus Kellerberg unterstützten die Gruppe mit Lebensmitteln und Medikamenten und gewährten ihnen auch Unterschlupf. Zwischen den Treffner Partisanen und den nationalsozialistischen Verfolgern kam es zu mehreren Feuergefechten. Im Verlaufe eines solchen Gefechtes bei Kras wurde ein Landwachtmann getötet und Erich Ranacher erlitt einen Armdurchschuss. Im November 1944 ist die Gruppe aufgeflogen und es gelang der Gestapo fast alle Mitglieder der Gruppe festzunehmen. Erich Ranacher, der nach seiner Verwundung noch kurz Pflege und Unterschlupf in der Wohnung von Maria Peskoller fand, versuchte nach Lienz zu gelangen. Er wurde am 14. November 1944 in Steinfeld im Drautal verhaftet und in die Gestapohaft nach Klagenfurt eingeliefert. Nach den Erinnerungen von Ernst Ranacher, dem jüngeren Bruder von Erich, hat sich folgendes abgespielt:
„Da sind sie in Steinfeld zu einem Bauern Brot betteln gegangen und die haben ihnen nix gegeben, sie sind dann weitergezogen, der Erich mit drei anderen, sie waren zu viert. Und der Bauer hat das angezeigt. Der Erich hat ja eine Waffe im Rucksack gehabt, sie sind dann auf einer öffentlichen Straße verhaftet worden, weil der Bauer sofort Anzeige gemacht hat“.(zitiert nach Lisa Rettl, HYPERLINK „http://www.wildeminze.at“ http://www.wildeminze.at)
Der Prozess gegen die Treffner PartisanInnen fand am 17. und 18. Dezember 1944 in Klagenfurt, unter dem Vorsitz von Roland Freisler, der eigens aus Berlin anreiste, statt. Erich Ranacher und sieben weitere Mitglieder der Gruppe wurden zum Tode verurteilt und fünf Tage später in Graz hingerichtet. Nach seiner Hinrichtung kam ein Gendarm und ein HJ Führer in die Wohnung der Eltern und holten an die 50 Pokale ab mit der Bemerkung, dass die Familie kein Recht mehr habe Ehrenpreise zu besitzen. Auch der Vater von Erich, Josef Ranacher, wurde zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt, weil er vom „Wald – und Bunkerleben“ seines Sohnes wusste und sein Wissen nicht der Gestapo meldete.
Letzter Brief von Erich Ranacher an seine Eltern am Tag seiner Hinrichtung.
Graz, den 23. Dezember 1944
Liebe Eltern!
Es sind meine letzten Stunden. Meine Gedanken sind bis zum Letzten bei Euch. Es wäre mein Wunsch Euch noch einmal zu sehen. Aber leider. Kränkt Euch nicht und denkt ewig an mich. Mein lieber Vater wird seine Strafe […] und dann ist er wieder beisammen mit der Familie. Liebe Eltern seid über meinen Tod stark sowie ich es bin.
Ewig lieber Vater erfülle meinen Wunsch. Grüßt mir nochmals meine Verwandten und Kameraden. Ich habe Euch einem Unglück zugeführt. Seid mir bitte nicht böse. Liebe Eltern ich rufe Euch nochmals eine glückliche Zukunft zu.
Liebe Eltern lebet wohl!
Meine letzten Grüße
Euer Erich
Quelle:
Brief in Privatbesitz, Abschrift gemacht vom Autor.
Letzter Brief von Erich Ranacher an seine Geschwister am Tag seiner Hinrichtung.
Graz, den 23. Dezember 1944
Meine Lieben Geschwister Irma und Ernst!
Ich bin der erste was von Euch scheiden muss. Ich habe einen Wunsch, denkt ewig an mich so wie es bis zum Letzten an Euch erfülle. Seid ebenfalls stark und mutig so wie ich es bin. […]
Ernst soll mein Nachfolger im Sport werden. […] Ich wünsche Euch liebe Irma und Ernst die glücklichste Zukunft nicht so wie ich sie hatte.
Es leben meine Geschwister!
Von Eurem lieben Erich die letzten Grüße
Erich
Quellen und weiterführende Literatur:
Max Muchitsch, Die Rote Stafette S. 167 ff.
Nischelwitzerliste.
Osttiroler Bote, 30. September 1993.
Der Sportberichterstatter Nr 47, 17. Jänner 1941.