Alfons Wedenig – Denkmalenthüllung September 1999
Kanonikus Prof. Mag. Alfons Wedenig
Ansprache gehalten am 24. Sept. 1999 anlässlich der Denkmalenthüllung des Denkmals der Namen
Diese Stunde heute, und insbesondere die Enthüllung des Denkmals der Namen ist ein bedeutungsvolles Ereignis für die Stadt, den ganzen Bezirk und beispielhaft für unser Land. Diese Stunde ist bedeutungsvoll, weil heute hier jener Mitmenschen gedacht wird, die Opfer des menschenverachtenden NS-Regimes wurden, sei es auf Grund ihrer Abstammung, ihres Widerstandes, ihrer religiösen Überzeugung und nicht zuletzt ihrer geistigen oder körperlichen Gebrechen, das man als lebensunwertes Leben abgeschrieben hat. Es ist erschütternd, wenn wir die Schicksale dieser Menschen unserem geistigen Auge vergegenwärtigen. Es ist gut und wohl auch eine Frage der Gerechtigkeit, dass ihnen auf diese Weise eine Genugtuung zuteil wird und ihre Namen ihre Identität uns und der Nachwelt als Mahnung erhalten bleiben. Es wäre wohl der schlechteste Dienst und Weg diese furchtbaren Geschehnisse durch Verdrängen, aus welchen Gründen auch immer, aus dem Gedächtnis zu streichen. Und hier danke ich dem Verein „Erinnern“ für seine mühevolle, aufopfernde Arbeit, um diese Ereignisse dem Vergessen zu entreißen. Diese Stunde ist bedeutungsvoll, da sie unseren Blick nicht nur in die Vergangenheit richtet, sondern unserer Generation auch vor Augen führt, was geschieht, wenn man die Menschenrechte und damit die Würde des Menschen missachtet. Wenn die Moral losgekettet wird von ihrer entscheidenden Verankerung in Gott und seinen Geboten, insbesondere vom Gebot „Du sollst nicht töten“ und „Du sollst deinen Nächsten lieben“. In diesem Zusammenhang freut es mich, dass so viele Jugendliche bei der Entstehung des Denkmals mitgewirkt haben und diese Gedenkfeier heute miterleben. Diese Stunde ist bedeutungsvoll, weil sie einen Beitrag leisten soll, dass nicht Hass und Unversöhnlichkeit das letzte Wort haben dürfen, denn sonst würde sich die Spirale der Gewalt ohne Ende drehen und es käme jener schreckliche Grundsatz zum Tragen, der da lautet „Aug um Aug Zahn um Zahn“. Rache und Rachegedanken—NEIN—, Genugtuung—JA!
Als Christen haben wir den Auftrag zur Versöhnung als großes Vermächtnis zu erfüllen, denn Christus hat uns diesen wichtigen Auftrag zur Versöhnung gegeben und uns diese Versöhnung vorgelebt in seinem sühnenden Leiden und Sterben am Kreuz.
Und so schließe ich mein Geleitwort mit dem Dank:
Dass hier eine Stätte des Gedenkens errichtet werden konnte. Dass auf diese Weise eine kleine und späte Genugtuung den Opfern des NS-Regimes zuteil wird. Dass mit dieser Stätte eine laute Mahnung und Warnung geschaffen wurde, die Menschenrechte nicht zu missachten.
Dass diese Stätte uns mahnt den christlichen Weg der Versöhnung zu gehen.